Reinhold Schneider

Allmende

- Abgabe von Bauplätzen -

 

Unter Allmende verstand man ursprünglich gemeinsam genutztes Gemeindeland, das den Bürgern unentgeltlich überlassen wurde. Das hielt bis ins 18. Jahrhundert. Da nicht mehr alle Rechnungen der Gemeinde Iggelheim aus dieser Zeit vorhanden sind, lässt sich eine Änderung bezüglich der kostenlosen Überlassung nicht mehr genau feststellen. 1786 jedoch nahm die Gemeinde schon „Beiträge von den unter die Singulis1) verteilten Allmendgrundstücken“ ein. So erzielte sie in jenem Jahr 81 Gulden und 36 Kreuzer.

Aus dem Intelligenz-Blatt des bayerischen Rheinkreises 1823 S. 1336 ff. ist zu entnehmen, dass die letzten Zeitperioden solche Umstände herbei führten, „daß man den Besitz der Allmänden nicht mehr von Abgaben freylassen konnte. – Sowohl zur Tilgung der anwachsenden Gemeindeschulden, als zur Tilgung der vermehrten Gemeindebedürfnisse ... wurde eine Auflage auf dieselben nothwendig gemacht“.

Warum die Kleine und Große Allmend bereits 1786 schon zu den Bestandsgütern2) gehörte, bleibt noch zu erforschen! Denn am 16. Mai 1836 beurkundete der Mutterstadter Notar Johannes Abraham Hartmann in Iggelheim die Abgabe von 15 Bauplätzen an der heutigen Maximilianstraße, damals ein „Ackerland, genannt Allimend=Hoecke, oder große Allmend, begrenzt gegen Osten durch die Böhler Kuhstraße, gegen Westen durch einen Gewannenweg, gegen Süden durch den Neugraben, und gegen Norden durch den Kirchgraben; zur Abhülfe des Mangels an Eigentums= und Miethwohnungen“. Die projektierte Veräußerung war am 8. April 1836 durch die königliche Regierung des Rheinkreises erlaubt worden.

Die Veräußerung geschah nach vorherigem Ausschellen in der Gemeinde sowie einer Veröffentlichung im Kreis-Intelligenzblatt No. 46 vom 24. April 1836 durch eine öffentliche Versteigerung. Nach Bekanntgabe der Bedingungen ersteigerten folgende Personen je einen der in 15 Lose eingeteilten

Bauplätze, beginnend neben dem Feldweg (heute Lilienstraße):

1. Johannes Hornbach, Maurer, für 511 qm zu 125 Gulden

2. Marx Hornbach, Maurer, 429 qm - 122 Gulden

3. Peter Braun, Taglöhner, 429 qm - 125 Gulden

4. Joseph Haggenbusch, Gemeindeförster, 497 qm - 125 Gulden

5. Johannes Bohrmann, Ackersmann, 497 qm - 122 Gulden

6. Philipp Anton Kreitner, Ackersmann, 507 qm - 120 Gulden

7. Joseph Lengle, Leinenweber, 509 qm - 127 Gulden

8. Joseph Hutter, Taglöhner, 509 qm - 120 Gulden

9. Konrad Portune, Ackersmann, 517 qm - 125 Gulden

10. Georg Nessel, Leinenweber, 516 qm - 123 Gulden

11. Peter Külbs, Taglöhner, 519 qm - 120 Gulden

12. Konrad Groß, Schuhmacher in Böhl, 523 qm - 125 Gulden

13. Jacob Ohler der Dritte, Bäcker, 517 qm - 120 Gulden

14. Adam Külbs, Taglöhner, 503 qm - 114 Gulden

15. Leonhard Hornbach, Maurer, 516 qm - 216 Gulden

Die hinter jedem Bauplatz liegenden, kleinen Gartengrundstücke ( Pl.Nr. 713 ff) wurden später hinzu erworben.

Der Steigpreis war in 4 gleichen Jahresraten, „nehmlich auf die Martinstage der Jahre“ 1837, 1838, 1839 und 1840, „und dieß zwar mit Zins zu fünf procent auf’s Jahr gerechnet, vom Tage der gegenwärtigen Versteigerung zu laufen anfangend“ an die Gemeindekasse zu zahlen.

Ein weiteres Allmend-Recht war die Abgabe von Holz aus dem Gemeindewald, das sogenannte „Gabholz“. Darüber wurde bereits im Jahresheft 1995 berichtet.

Die Erweiterung der Grundfläche durch den Erwerb der Gartenflächen (früher Wiese) erfolgte im Jahre 1894 (s.Protokollbuch des Gemeinderates 1894 S. 291, 294 und 316.)

 

1) Einwohner

2) Eigentum der Gemeinde